Methangasförderung im Kivu See

Im Rahmen der Exkursion nach Ruanda besichtigen wir eines der Vorzeigeprojekte Ruandas – die Methangas-Förderplattform im Kivu See. Der Ausbau der landesweiten Stromversorgung Ruandas ist ein Baustein der Vision 2020, auf deren Basis bis dahin rund 25% der Bevölkerung (bisher 6%) an das Stromnetz angeschlossen werden sollen. (vgl. Republic of RWANDA MINISTRY OF FINANCE AND ECONOMIC PLANING; S.18). Um dieses ambitioniertes Ziel zu erreichen erschließt Ruanda neben der Wasserkraft zunehmen die gespeicherten Methan Ressourcen im Kivu See und betritt damit technologisches als auch wissenschaftliches Neuland. (vgl. Doevenspeck, 2007, S.106)

Geopolitik: Die Besitzverhältnisse des Methans sind aus geopolitischer Sicht brisant, da die Landesgrenze zwischen Ruanda und der D.R. Kongo durch den See verläuft. Die gemeinsame, begrenzte, Ressource wird also de facto nur von einem der Anrainerstaaten abgebaut, da die politische Instabilität im Kongo dort Investition in die Methangasförderung verhindert, wohingegen Ruanda bereits eine Gasplattform im Betrieb und weitere Projekte im Bau oder in der Planung hat. Vor dem Hintergrund drohender ungleicher Verteilung der Ressource bleibt fraglich, in wie weit zukünftig diese Herausforderung in dieser politisch instabilen Region von beiden Seiten ernst genommen wird.

Entstehung des Methangas: Der Kivu See ist im Ostafrikanischen Grabenbruch – einer vulkanisch sehr aktiven Zone- gelegen, hat eine Oberfläche von 2400 km² und eine maximale Tiefe von 485 m. Er zeichnet sich aus durch eine äußerst stabile Stratifikation, was zu einer Akkumulation von circa 65 km² Methan und circa 300 km² CO2 im See geführt hat (Wüst et.al 2012: 166). Das CO2 wird durch unterseeische Zuflüsse zugeführt im Gegensatz dazu entsteht das Methan hauptsächlich biogen, d.h. durch die Zersetzung und Umwandlung von organischen Stoffen.

Methangas Gewinnung: Aus der tiefsten und methanreichsten Seeschicht der sogenannten „Resourcezone“, wird über ein Schlauch Wasser nach oben geleitet die Gase lösen sich vom Wasser und werden in der „Seperation chamber“ naher der Wasseroberfläche in Gassorten getrennt das Methan wird zur Küste geleitet und in Elektrizität umgewandelt, CO2 und Schwefelwasserstoff werden mit Wasser zersetzt und wieder zurück in den See gepumpt. Wir besuchen die Plattform „Kibuye Power 1“ eine weltweit einmalige Pilotanlage zu dieser Form von Energiegewinnung.

Naturgefahr: Aufgrund der erheblichen Menge gelöster Gase die sich im Kivu See befinden, besteht die Gefahr einer s.g. „Gas Blow-Out“, welcher gravierende Folgen für die ortsansässige Bevölkerung hätte. Es ist dann ein ähnliches Szenario wie 1986 am Nyos-See zu erwarten, wo infolge eines Erdrutsches in den See große Mengen Gas schlagartig in die Umwelt entwichen und 1800 Menschen daran erstickten (TIETZE 1987). Inwieweit die Entnahme des Methans und die Rückpumpung des bei der Methangasextraktion übrig bleibenden Gasgemischs das Gefahrenpotenzial des Kivu Sees beeinflusst, bleibt ungewiss und ist daher ein ständiges Neuland für die involvierten Akteure.

DOEVENSPECK, Martin (2007): Lake Kivu’s Methane Gas: Natural Risk, or Source of Energy and Political Security? In: Africa Spectrum, Vol. 42, Issue 1, S. 95-110
REPUBLIC OF RWANDA MINISTRY OF FINANCE AND ECONOMIC PLANNING (2000): Vision 2020, Kigali
LORKE, Andreas, et. al. (2004): Response of Lake Kivu stratification to lava inflow and climate warming. In: Limnology and oceanoraphy 49.3, S. 778-783
SCHMID, Martin, et. al. (2003): How hazardousis the gas accumulation in Lake Kivu? Arguments for a risk assessment in light of the Nyiragongo Volcano eruption of 2002. In: Acta vulcanologica 14 1/2, S. 115
TIETZE, Klaus (1992): Cyclic gas bursts:are they a ‚usual‘ feature of Lake Nyos and other gas-bearing lakes?. In: Natural Hazards in West and Central Africa. Vieweg + Teubner Verlag, S. 97-107

Plakat von Georg Bosak, Ignacio Hennigs, Wesley Merritt, Thomas Morche (Entstanden nach der Exkursion nach Ruanda 2013)

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